Moderne Mobilität auf der Schiene erfordere moderne Vergabeverfahren, die innovative Technologien schnell in die Anwendung bringen. Heute werden in Deutschland noch 92 Prozent der öffentlichen Ausschreibungen im Bahnsektor zu 100 Prozent nach dem billigstem Anschaffungspreis vergeben. Nachhaltigkeit, Effizienz und Kundenkomfort sind in der Vergabe selten erfolgsentscheidend. Dabei entscheiden besonders diese Aspekte über den Erfolg der Schiene im intermodalen Wettbewerb.
Der billigste Anschaffungspreis garantiert über den gesamten Lebenszyklus betrachtet nicht zwangsläufig das wirtschaftlichste Angebot. Das zeigt eine im Auftrag des VDB durch McKinsey & Company im vergangenen Jahr durchgeführte Studie zu moderner öffentlicher Vergabe in der Bahnindustrie.
Analysiert wurden acht Ausschreibungen für Rollmaterial- und Infrastrukturprojekte aus Deutschland und Europa, in denen die sogenannten MEAT-Kriterien („Most economically adventageous tenders“) Lebenszykluskosten und Nachhaltigkeit, Qualität bei Implementierung und Betrieb, technische Funktionalität und Technologieförderung sowie Design und Barrierefreiheit stärker als der Anschaffungspreis gewichtet wurden. Alle Beispiele würden laut Studie positive Auswirkungen auf involvierte Stakeholder entlang eines oder mehrerer der MEAT-Kriterien zeigen.
Ergebnisse
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Vergabe nach MEAT-Kriterien:
- Innovationen und den Wettbewerb um die beste Lösung stärkt
- das Risiko für höhere Kosten in der Entwicklung und im gesamten Lebenszyklus reduziert
- das Risiko für Nachträge und Budgetüberschreitungen verringert
Axel Schuppe, VDB-Geschäftsführer
„Wer billig kauft, kauft doppelt. Und billigste Angebote reichen auch nicht für beste Mobilität. MEAT-Kriterien sind im europäischen und deutschen Vergaberecht bereits verankert, sie müssen nur konsequent angewendet werden“