Um eine adäquate Basis für Preisgleitung zu schaffen, hat der VDB mit den relevanten Unternehmen der Bahnindustrie, unter wettbewerbsrechtlicher Aufsicht und Beratung, einen Warenkorb für Schienenfahrzeuge erarbeitet, der die reale (durchschnittliche) Zusammensetzung der für ein Schienenfahrzeug relevanten Komponenten widerspiegelt und die Komponenten am Gesamtpreis eines Schienenfahrzeuges entsprechend ihrer durchschnittlichen Anteile gewichtet.
Die Dynamik von Inflation, gestiegenen Lohnkosten und Energiepreissteigerungen sowie Lieferketten, die aufgrund unvorhersehbarer globaler Ereignisse instabiler werden, belasten die Bahnindustrie einerseits in einem noch nie dagewesenen Maß. Andererseits arbeitet die Bahnbranche regelmäßig mit langlaufenden Liefer- und Rahmenverträgen zu festen Preisen.
Nur über vertragliche Preisgleitung besteht die Möglichkeit, die aktuell überdurchschnittlich gestiegenen Kosten von Materialien und Komponenten entlang der gesamten bahnindustriellen Wertschöpfungskette fair zu verteilen.
Als Basis für vertragliche Regelungen zur Preisgleitung (Preisgleitklauseln) dienen bislang von behördlicher Seite erhobene, öffentlich zugängliche Kennzahlen wie der „Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte“. Für Schienenfahrzeuge ist dieser Erzeugerpreisindex (Deutschland – GP19-302 Schienenfahrzeuge) in seiner aktuellen Form jedoch ungeeignet, weil er:
Zirkelbezüge zwischen Preisstatistik und Preisgleitklauseln zulässt und sich danach ermittelte Preisentwicklungen auf Schienenfahrzeuge selbst beziehen, nicht aber auf die Preisentwicklungen in der Vorproduktekette. Das wirkt sich somit verzerrend aus.
damit eine für die Berechnung der Entwicklung des gesamten Schienenfahrzeugpreises intransparente und unschlüssige Zusammensetzung und Gewichtung einzelner Komponenten zugrunde legt.
Das Statistische Bundesamt (Destatis) erkennt diesen Umstand auf seiner offiziellen Website an und empfiehlt, diese Erzeugerpreisindizes nicht als Grundlage für Preisgleitklauseln des in der Bezeichnung des jeweiligen Index benannten Produktes zu nutzen:
„Um Zirkelbezüge zwischen Preisstatistik und Preisgleitklauseln zu vermeiden, sollten Preisgleitklauseln für ein bestimmtes Produkt nicht den Preisindex, der die Preisentwicklung dieses Produktes darstellt, enthalten. Da die Preisentwicklung in der Regel durch Erhebung von Verkaufs- oder Einkaufspreisen bei Produzenten oder Händlern gemessen wird, können solche Preisgleitklauseln dazu führen, dass die gemessene Preisentwicklung von dem entsprechenden Preisindex selber abhängig ist.“
Zur Unterstützung einer praxisgerechten Abbildung der realen Preisentwicklung von Schienenfahrzeugen, stellt der VDB einen eigenen für Schienenfahrzeuge geltenden Warenkorb, bestehend aus wesentlichen Elementen der Vorproduktekette zur Verfügung. Damit soll die Konformität der Preisanpassung mit branchenspezifischen Parametern ermöglicht werden.
Um eine adäquate Basis für Preisgleitung zu schaffen, hat der VDB mit den relevanten Unternehmen der Bahnindustrie, unter wettbewerbsrechtlicher Aufsicht und Beratung, einen Warenkorb für Schienenfahrzeuge erarbeitet, der:
Zur Ermittlung der Gewichtung der einzelnen Komponenten(gruppen) am Gesamtfahrzeug wurden jeweils Durchschnittswerte (aggregiert über alle Typen/Arten von Schienenfahrzeugen hinweg) erhoben. Die Kennzahlen für die ausgewählten Komponenten folgen der offiziellen Organisationskennzahlen-Struktur der Indizes des Bundes.
OKZ-Struktur
Vorschlag Gewichtung Materialkosten in %
Potentielle Referenz stat. Bundesamt
(Fachserie 17 Reihe 2, Dez 2022)
Lfd. Nr.
GP 19 Nr.
10%
(je 5% Alu/ 5% Stahl)
Aluminium / Stahl
299 / 292
24 42 1 /
24 31
9%
Kunststoffe (GFK)
196
20 16
14%
Möbel
593
31
19%
Fahrgestelle
578
29 10 4
15%
Motoren
376
27 11
5.1 RF (Antrieb)
4%
Elektrische und elektronische Ausrüstungsgegenstände für Motoren und Fahrzeuge, a.n.g.
584
29 31
3%
Stromrichter
380
27 11 5
Mess- / Kontrollinstrumente
354
26 5
5%
Klimageräte
505
28 25 12
Beleuchtungsgeräte (Displays)
399
27 40 2
9.1 RK (Beleuchtung) zu Leuchten
1%
Elektrische Lampen
397
27 4
Kupplungen
421
281526001
Elektronische Bauelemente
341
26 11
Kabel und elektr. Installationsmaterial
390
27 3
Summe
100%
Im Zuge der Vermeidung von Zirkelbezügen zwischen der Preisstatistik und Preisgleitklauseln empfiehlt der VDB die Verwendung der folgenden Preisgleitformel:
Preisgleitformel: P1 = P0 * (ca. 50-60% Material + ca. 40-50% Lohn)
Für den Materialanteil soll der vorgehend beschriebene Warenkorb für Schienenfahrzeuge Anwendung finden und - wo erforderlich und bislang genutzt – den Index „Erzeugerpreise gewerbliche Produkte: Deutschland – GP19 302 Schienenfahrzeuge“ ersetzen.
In der Preisgleitgleitformel ist das jeweilige projektspezifische Verhältnis von Material und Lohn aufzunehmen. Marktüblich ist ein durchschnittlicher Materialanteil i. H. v.
ca. 50 - 60% enthalten.
Statistisches Bundesamt Deutschland - GENESIS-Online: Statistik: 61241 (destatis.de)
Aufgrund möglicher Umbasierungen ist innerhalb des Materialanteils stets das Basisjahr zu berücksichtigen (aktueller Stand 100=2021).
Zur Abbildung der Lohnkomponente für Schienenfahrzeuge ist die Empfehlung den allgemeinen Arbeitskostenindex (Code: 62421) Produzierendes Gewerbe (WZ08- B-05) X13 JDemetra+ kalender- und saisonbereinigt anzuwenden (aktuell: 2020=100).
In der Preisgleitgleitformel ist das jeweilige projektspezifische Verhältnis von Material und Lohn aufzunehmen. Marktüblich ist ein durchschnittlicher Lohnanteil i. H. v. ca. 40 - 50% enthalten.
Statistisches Bundesamt Deutschland - GENESIS-Online: Statistik: 62421 (destatis.de)
Der VDB-Warenkorb Schienenfahrzeuge ist auf der VDB-Website hinterlegt. Die Zusammensetzung der Formel wird analog der Umbasierung (alle 5 Jahre) überprüft, um zu gewährleisten, dass die Zusammensetzung der Komponenten der Schienenfahrzeuge auch die veränderten technischen Standards in der Bahnindustrie widerspiegeln.
