Die zuverlässige Arbeit von Leit- und Sicherungstechnik (LST) ist das telepathische Rückgrat des gesamten Eisenbahnbetriebes. Denn diese Technik ist die Basis eines reibungslosen und sicheren Zugverkehrs. Sie optimiert den Verkehrsfluss, überwacht Züge auf der Strecke und sorgt für ein Abbremsen im Notfall. Eine dreiteilige Serie zu den Themen Schaltzentralen, Schaltanlagen und Technik für Zugsteuerung stellt in diesem und den zwei folgenden Politikbriefen wichtige, technische Aspekte der LST vor. Den Auftakt bilden elektronische Stellwerke.
Stellwerke sind die Schaltzentralen für die sichere Durchführung des Eisenbahnbetriebes und die optimale Steuerung des Verkehrsflusses von Zügen. Hier werden Steuerbefehle für Weichen, Signale und Bahnübergänge so erteilt, dass ein Zug nur dann in einen vor ihm liegenden Abschnitt einfahren kann, wenn sich dort kein anderes Fahrzeug befindet. Signale und andere Zugbeeinflussungseinrichtungen sichern zudem die eingestellte Fahrstraße. So ist es gewährleistet, dass keine weiteren Züge dasselbe Gleis befahren oder es kreuzen. Das Schalten der Signale und Weichen geschieht bei den modernen elektronischen Stellwerken (ESTW) vollelektronisch via Mausklick – ohne großen Personalaufwand. Alle Abläufe werden auf Computermonitoren dargestellt. Die ESTW informieren über die Belegung des Fahrweges und zulässige Geschwindigkeiten, können die Ein- und Ausfahrt der Züge in den Bahnhof automatisch regeln. Sie sorgen dafür, dass sich Bahnübergänge rechtzeitig schließen und wieder öffnen.
Dazu senden Züge ihre Positionsdaten an eine Betriebszentrale. Computer berechnen, wer wo und wann fahren darf und senden diese Informationen an die Züge zurück.
Jedes ESTW ist ein technologisch ausgefeiltes System, das Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit deutlich steigert sowie Verspätungen reduziert. Erfordert der Betrieb der alten Stellwerkstechnik die direkte Inaugenscheinnahme der Gleise, können ESTW ortsunabhängig betrieben werden. Sie sind weniger störanfällig und jedes davon ersetzt bis zu 15 alte mechanische oder elektromechanische Stellwerke. Darüber hinaus ist der Wartungsaufwand bei den modernen Ausrüstungen drei- bis viermal niedriger. Elektronische Stellwerke sollten deshalb die Alttechnik, die zum Teil noch aus der Kaiserzeit stammt, zügig ablösen. So ist ein sicherer und reibungsloser Betrieb auf Deutschlands Schienen dauerhaft gewährleistet.
Bei einem elektronischen Stellwerk hat der Fahrdienstleiter die Strecke, die er betreut, auf Monitoren vor sich. Von dort aus sorgt er dafür, dass zum Beispiel Zug- und Rangierfahrten sicher und pünktlich ablaufen – auch wenn auf der Strecke Baustellen sind oder dort schlechtes Wetter herrscht.