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Pressemitteilungen Bilanz 2021

Jahresbilanz der Bahnindustrie in Deutschland: Resilienz und Umsatzrekord, aber starker Auftragseinbruch im Export.

- Gesamtjahresumsatz 2020 erreicht mit 12,5 Milliarden Euro Höchstwert.

- Signifikanter Einbruch beim Auftragseingang aus dem Ausland um 37,5 Prozent, beispiellose Herausforderung für exportorientierten Mittelstand.

- Bahnindustrie fordert dynamische Investitionen in Elektrifizierung und Digitalisierung der Schiene sowie klare Perspektiven für die Fahrzeugumrüstung mit digitalen On-Board-Units.

 

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Ambivalente Bilanz für 2020

Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e.V. zieht eine ambivalente Bilanz für das Geschäftsjahr 2020. Mit 12,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt die Bahnindustrie 2020 einen Höchstwert. „Das Plus von knapp 7 Prozent reflektiert die hohen Auftragseingänge der letzten beiden Jahre und die Resilienz der Bahnindustrie in Deutschland”, sagte VDB-Präsident Andre Rodenbeck. Das Inlandsgeschäft steigt um über 5 Prozent. Der Exportumsatz wächst um knapp 10 Prozent. Am stärksten bleibt das Fahrzeuggeschäft mit 9,2 Milliarden Euro Umsatz und einem Plus von 21 Prozent. Die Beschäftigungszahl bleibt stabil bei 53.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Dem gegenüber stehe aber ein starker, zu großen Teilen Pandemie-bedingter Einbruch der Auftragseingänge aus dem Ausland. Der Gesamtauftragseingang liegt 2020 bei 14 Milliarden Euro. Während die Auftragslage auf dem Heimatmarkt um 23,5 Prozent steigt, bricht sie im Export mit 3,5 Milliarden Euro massiv um 37,5 Prozent ein. Die Aufträge aus dem Ausland im Fahrzeugbereich schrumpfen sogar um 42 Prozent. „Nicht jedes Mitgliedsunternehmen ist gleich betroffen. Aber insbesondere dem exportorientierten Mittelstand drohen in den kommenden Jahren spürbare negative Nachwirkung der Krise. Diese Warnsignale dürfen Wirtschaft und Politik nicht ignorieren“, so Rodenbeck. Die Klimaziele seien im Verkehrssektor nur mit der klimaschonenden Schiene erreichbar. Das setze jedoch leistungsstarke Industriestrukturen voraus.

„Die Unternehmen der Bahnindustrie in Deutschland wissen um ihre Verantwortung und leisten seit über einem Jahr einen wertvollen Beitrag zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie, durch betriebliche Hygienekonzepte, strikte Testangebote und, wo immer möglich, mobiles Arbeiten,“ sagte Rodenbeck. „Wir stehen für betriebsärztliches Impfen in den Startlöchern. Das ist aus Sicht der Wirtschaft ein wichtiger ergänzender Beitrag zur Beschleunigung der Impfkampagne. Je zügiger wir durchimpfen, desto rascher verlassen wir diese Krise“, so Rodenbeck. Die Bahnindustrie optimiere zudem durch technologische Innovationen wie kontaktlose Türenöffnung und moderne Fahrgastlenkung den Gesundheitsschutz in Zügen.

Bahnindustrie fordert Dynamisierung der Investitionen für Clean Mobility.

Investitionen müssten jetzt dynamisch Schub geben für die Mobilitätsrevolution 4.0. Das 70-Prozent-Elektrifizierungsziel bis 2025 könne und müsse Deutschland erreichen. Elektrifizierung durch Oberleitung brauche hinreichende Finanzmittel, weniger komplexe Planungsverfahren und optimierte Prozesse. Technologieoffene Förderanreize müssten darüber hinaus den Markthochlauf für neue Antriebe auf der Schiene aktivieren und bisher nicht geförderte Dual-Mode Lokomotiven einschließen, um eine maximale Klimawirkung zu erzielen. Verstetigte Investitionen in die digitale Schiene müssten mehr Planungssicherheit für die Industrie schaffen. „Um das deutsche Schienennetz wie beabsichtigt bis 2035 lückenlos mit digitaler Leit- und Sicherungstechnik auszustatten, muss sich das bisherige jährliche Ausrüstungsvolumen vervier- bis verfünffachen,“ sagte Rodenbeck.

Bahnindustrie fordert klare Perspektive für Fahrzeugumrüstung.

Für einen Flächenrollout von ETCS sind Schienenfahrzeuge digital nachzurüsten mit sogenannten On-Board-Units (OBUs). ETCS mache streckenseitige Signalmasten künftig überflüssig, weil ein Teil der Infrastruktur digital in das Fahrzeug wandere. „OBUs sind digitale Infrastruktur, für die der Bund die Finanzierungsverantwortung trägt“, so Rodenbeck. Trotz Unterstützung der EU und der Bundesländer fehle in Deutschland bislang eine klare Perspektive zur Förderung der digitalen Fahrzeugumrüstung. Neufahrzeuge sollten ab 2021 nur mit ETCS-Fahrzeugeinrichtungen ausgeschrieben werden. Rund 12.750 Bestandsfahrzeuge seien bis 2030 digital nachzurüsten. Erfolgskritisch seien die richtigen Weichenstellungen für Koordination, Organisation und Investitionen.

Bahnindustrie fordert Vergabereform für den Green Re-Start

Innovationen „Made in Germany“ würden bei heutigen Ausschreibungsmodellen noch zu oft durch den Rost fallen. Wo Vergaben starr auf den Anschaffungspreis fixiert seien, verlören oft Bestangebote für Kunden und Klimaschutz. Bestehende Ansätze im europäischen und deutschen Recht müssten konsequent angewendet werden, um innovative Technologien und europäische Wertschöpfung in disruptiv neue Mobilität zu übersetzen. Klimaindustrien wie die Bahnindustrie brauchten jetzt international faire Wettbewerbsbedingungen und national dynamische Investitionen für Clean Mobility.

Die elektronische Pressemappe finden Sie hier zum Download.

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